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Moderation

Moderation (April 2008)

Es klingt trivial, aber es ist wichtig, zunächst das Ziel einer Moderation, des Angebotes, des Formates klar zu benennen. Geht es zB darum, einen kreativen Prozess in Gang zu setzen, oder das Publikum auf ein Konzert einzustimmen, oder aber komplizierte Musik zu erklären und vielleicht überhaupt erst wahrnehmbar zu machen. Jedenfalls sollte, wie auch immer das Ziel definiert ist, die Sache den Höhrern Spaß machen und ihnen nicht nur ein intellektuelles Angebot, sondern vor allem auch ein emotionales machen.

Voraussetzungen
Die schönsten Inhalte, Emotionen und Ideen können in schlechten Lichtverhältnissen, dicker Luft oder anderen störenden Einflüssen stecken bleiben. Wer sich nicht wohl fühlt, ist in der Gefahr, auch gute Inhalte schlecht zu beurteilen und Unzufriedenheit und Unruhe zu verbreiten. Versetzen Sie sich immer wieder in die Situation des Hörers und versuchen Sie, Störungen zu beseitigen - natürlich möglichst im Vorfeld - bzw. wenigstens zu benennen und sich ggf. dafür zu entschuldigen.

Dazu gehört auch die Planung und Schaffung von Gängen im Zuschauerraum, damit Sie sich als Moderator gut bewegen können. Wenn sich Ihr Publikum nach hinten "verkrümelt" hat (Alterssegment 16 bis 46) sortieren Sie die Massen nach vorn, bevor Sie später in 4 bis 5 leeren Stuhlreihen herumturnen. Die Akustik eines Raumes kann entscheidend für die Art der Gesprächsführung bzw das Tempo des Sprechens sein. Probieren Sie die Akustik vorher aus und überprüfen Sie, wie sie sich verändert, wenn der Saal voll ist.

Bei Sprache ist das Verständnis essenziell: Wenn Fragen oder Beiträge aus dem Publikum nicht verstanden werden können, bitten Sie um Ruhe und Wiederholung der Frage, bitten Sie den Sprecher, deutlich durch das Microphon zu sprechen, wiederholen Sie selbst ggf. die Frage oder den Beitrag. Dabei ist es wichtig, trotz Lärm, Stress und vielleicht "blöder" Bemerkungen möglichst locker, witzig, jedenfalls aber korrekt und liebevoll zu bleiben. Welcher Stil Ihnen dabei am besten liegt, wann Sie authentisch wirken, müssen Sie zB mit einem Freund oder Coach zusammen selbst heraus finden. Hier gibt es wirklich keine Patent-Rezepte, höchstens Tricks.

Selbst wenn Sie Erwachsene vor sich haben und es um komplizierte Fachthemen geht: Dozieren sie nicht! Die Menschen kommen im allgemeinen nicht in die Universität oder Schule, sondern in einen Konzertsaal, wo sie keine Professoren, sondern Künstler und Performer antreffen wollen. Machen Sie kleine - vielleicht nötige - Vorträge (zB Lesen aus einem Buch) kenntlich, indem Sie es ankündigen, deutlich zeigen und Anfang und Schluß markieren. Planen Sie diese Vorträge zeitlich genau ein, und testen Sie ggf. ob etwas nicht doch zu lang wird.

Wenn Sie Unruhe spüren, reagieren Sie darauf, fordern Sie Disziplin ein und sprechen Sie Drohungen, eine Veranstaltung abzubrechen, nicht nur aus, sondern lösen Sie diese auch ein. Auch diese Erfahrung kann sehr wertvoll für Ihr Publikum sein und sich selbst sind Sie es allemal schuldig, in dieser Hinsicht korrekt zu handeln.

So verlockend es sein mag um Aufmerksamkeit zu erheischen: Keine erschreckenden Inhalte für Kinder. Auch nicht im Entferntesten. Wenn die Kinder von sich aus solche Themen oder Probleme benennen, müssen Sie natürlich darauf eingehen, aber nur kurz und vielleicht auch nur, um das Thema auf ein späteres 4-Augen-Gespräch zu vertagen.

Überlegen Sie sich, in welcher Sprache Sie die Kinder ansprechen wollen. Von Mensch zu Mensch, "erwachsen"? Wie ein Zauberer? Wie ein Clown? Wie ein verwirrter Professor? Was paßt zu Ihnen oder zur Situation?

Ein Ablauf, eine Dramaturgie hilft nicht nur Ihnen, sich die Strecke kräftemäßig einzuteilen, einen Spannungsbogen zu spannen, sondern auch dem Publikum, da es die Struktur intuitiv erkennt und merkt, wann der Vortrag zB zu Ende geht. Um Spannung aufzubauen, verraten Sie nicht gleich ihr Ziel. Sagen Sie den Hörern, was sie erwartet, aber verraten sie nicht den Plot. Und versuchen Sie nicht, alles zu sagen, was in Ihrem Kopf oder Herzen ist. Greifen Sie sich exemplarisch die drei schönsten Dinge heraus und genießen Sie Ihre Weisheit, nicht alles verraten zu müssen. Eine klassische Abfolge kann sein: Begrüßung - Einführung/Präludium - Ein exemplarischer Vortrag? - Eine Entwicklung - Eine Interaktion - Zusammenfassung - Dank

In kleinen Gruppen empfiehlt es sich, ein Vorstellungsrunde zu machen. Dabei sparen Sie zB mit der Partnervorstellung enorm viel Zeit und Selbstdarstellungs-BlaBla bestimmter Teilnehmer und Informations-Totalausfälle bei anderen Teilnehmern. Auch eine schriftliche Matrix an einer Tafel oder Flipchart, auf der die Teilnehmer sich im Vorfeld eintragen, kann dies leisten.

Bei großen Gruppen, also der "anonymen Masse" ist die eigene Person wesentlich wichtig. Sie müssen Zauberer sein und Sympathie erzeugen, indem Sie zB den Saal einteilen zu gemeinsamen Übungen, Klatsch- oder Reaktions-Spielen, einen kleinen Wettstreit initiieren oder eine Meditation anleiten. Wenn Sie das eigene  Musikinstrument einbeziehen, machen Sie hier keine Show daraus, sondern tun Sie dies so natürlich und selbstverständlich wie möglich, professionell, so wie ein Lehrer Wandtafel und Kreide benutzt. Üben Sie unbedingt und genauso selbstverständlich wie schwere Stellen auf Ihrem Instrument den Umgang mit Beamer, FlipChart, Pinwand, Micro und allem zusammen. Wenn Sie hier Sicherheit ausstrahlen, tut das nicht nur Ihnen gut, sondern auch dem Publikum.

Holen Sie sich Helfer auf die Bühne, und sei es auch für scheinbar nichtige Aufgaben. Suchen Sie sich Freunde und Anker im Publikum. Wenn Sie niemanden kennen, versuchen Sie im Vorfeld zu bestimmten, Ihnen sympathischen oder  auffälligen Menschen einen Kontakt herzustellen ("Darf ich Ihnen nachher folgend Frage stellen...? - Könnten Sie mir später bei ... behilflich sein?")