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Evaluation

Evaluation (2010)

Auf Einladung des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) kamen am 31. Mai und 1. Juni rund 40 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet zur Gründungstagung des Arbeitskreises Kultur und Kulturpolitik der Deutschen Gesellschaft für Evaluation (DeGEval) nach Stuttgart. Prof. Dr. Reinhard Stockmann, Saarbrücken, der später auch zum Sprecher des Arbeitskreises gewählt wurde, sowie weitere sieben Vortragende leuchteten zunächst die möglichen Aufgaben des Arbeitskreises aus, bemühten sich um Definitionen und Abgrenzungen, wie sie typisch am Anfang einer neuen wissenschaftlichen Initiative zu stehen hat. Als Praktiker aus dem Kulturbereich und somit im Kontext der eher wissenschaftlich-methodischen Diskussion Zaungast, möchte ich hier lediglich einen Vortrag herausheben, der mich begeisterte und mit einem gewissen Neid erfüllte. Spätestens auf dieser Tagung gewann ich die Überzeugung, dass das Thema an sich eine richtige Spur verfolgt, angesichts hilflos bis gefährlich inkompetent erscheinender Versuche seitens mancher Stellen der öffentlichen Kulturverwaltung in Deutschland, die durch das Erheben quantitativer Kennzahlen zu validen und vor allem kommunizierbaren und friedenstiftenden Ergebnissen zu gelangen suchen.

Der Vortrag von Dr. Carsten Klein, dem Leiter des Referats Evaluierung der Leibnitz-Gemeinschaft stellte ein ebenso komplexes und differenziertes, wie auch schlagend einleuchtendes und in seiner Konsequenz wiederum fast einfach erscheinendes Konzept vor, das sich aus einer langjährigen Praxis des Deutschen Wissenschaftsrates entwickelt hat. Wissenschaftliche Vorhaben und ganze Institute werden hier anhand eines lang erprobten und ständiger Optimierung unterworfenen Sysems langfristig, unabhängig, transparent, öffentlich und individuell geprüft. Die in erster Linie qualitative Bewertung der Arbeitsergebnisse durch unabhängige Experten wird durch quantitaive Indikatoren gestützt. Unabhängigkeit sowie individuell auf den Prüfungsgegenstand abgestimmte Methoden führen hier zu Glaubwürdigkeit, Konsequenz in der Anwendung der Ergebnisse zu Wirksamkeit. So werden anhand einer solchen Evaluation auch Institute geschlossen, wenn auch langfristig.

Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist dieses System auf die Kultur übertragbar. Angesicht des fruchtlosen Kampfes mit Totschlagargumenten hier und dem Aussitzen des Status Quo dort, bis mancher - auch manch Guter - ratlos vor der leeren Kasse steht, täte es einer neuen Generation von Kulturmanagern sicher gut, eigene Evaluations-Systeme zu entwickeln und zu praktizieren. Wie wäre es, wenn ein "Zuwendungsempfänger" bei Aufforderung zur Erhebung seiner "Auslastungs-Kennzahlen" auf die systematische und womöglich sogar schon ansatzweise standardisierte Evaluation auf der eigenen Homepage verweisen könnte.